KUNSTPÄDAGOGIK
Kritzeln, Zeichnen und Malen begleitet den Menschen von der ersten Lebensäußerung an. Kinder erzeugen Spuren und teilen sich darüber mit. Mit dem Heranwachsen entwickeln und variieren sie ihren zeichnerischen Ausdruck. Sprechen und Schreiben tritt hinzu, aber Zeichnen bleibt ein Mitteilungs- und Ausdrucksmedium, das auch im Erwachsenenalter und in der digitalen Zeit seine Bedeutung behält. Die zeichnerische Sprache als Möglichkeit des Ausdrucks bis ins Erwachsenenalter zu erhalten, das ist eine wesentliche Aufgabe des Kunstunterrichts.
Hinzu kommt das Verstehen und Umgehen mit Bildern überhaupt. Wesentliche Informationsquellen und Vermittler sind Bilder − in unserer zunehmend digital geprägten Zeit ganz besonders. Jeder Mensch kann Bilder herstellen, in Form von Fotografien, kann sie versenden, empfangen und weiterleiten. Viele Menschen können Fotografien bearbeiten, sie verschönern, verändern oder verfälschen. Veränderungen sieht man ihnen nicht immer auf den ersten Blick an. Manche Bilder wirken in ganz besonderer Weise auf uns, sie bleiben uns im Gedächtnis, weil sie sich mit einer für uns wichtigen Situation im Leben verbinden oder weil sie uns gehäuft und immer wieder begegnen. Solche „Bildikonen” greifen häufig auf kulturell erworbene Bildformeln zurück. Im christlich geprägten Europa ist das zum Beispiel Maria mit dem Kind auf dem Arm. Jede in bestimmter Weise ins Bild gesetzte Fotografie einer Mutter mit Kind ruft in vielen von uns diese christliche Bildformel in Erinnerung, bewusst oder unbewusst.
Solche Prozesse der Bildrezeption und Bildproduktion und das Nachdenken darüber werden im Begriff der Bildkompetenz zusammengefasst. Diese Bildkompetenz zu vermitteln ist Aufgabe der Kunstpädagogik.